Warum wir Weltmeister werden - schlag nach bei Fritz Walter

22.Mai 2006 von Kirsten

Bekanntermaßen wiederholt sich ja Geschichte fortwährend, und warum sollte das im Fußball anders sein? Und tatsächlich, schon beim kurzen Anlesen der Erinnerungen von Fritz Walter, dem Kapitän der Weltmeisterelf von 1954, findet der geneigte Leser eigenartige Parallen zum Geschehen von heute. Und wer die Weltmeisterschaft 1954 gegen alle Erwartungen gewonnen hat, wissen wir ja wohl. Aber von vorn:

Buch

Das Werk “3:2. Die Spiele zur Weltmeisterschaft” (gefunden im elterlichen Bücherschrank, aber keine Angst, nach der WM bring ichs zurück. Vielleicht. ;-) ) beginnt in der Nacht nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft. Fritz Walter und sein Zimmerkollege Helmut Rahn liegen noch in den frühen Morgenstunden hellwach auf ihren Betten und können nicht schlafen. Zu unglaublich sind die Ereignisse gewesen: “Wir sind Fußball-Weltmeister 1954.”

Das hätte niemand gedacht, wie Zitate der Kritiker 1953 belegen: “Wenn ihr nicht besser spielt, braucht ihr gar nicht erst in die Schweiz zu fahren.” […] “Leider nicht ganz zu Unrecht”, muss Walter zugeben: “Bei den Ausscheidungsspielen, die wir zu absolvieren haben, sind die Leistungen der deutschen Nationalelf alles andere als eindrucksvoll.” Na bitte - das ist doch heute auch nicht anders, oder?!

Gut, als Gastgeber muss die deutsche Elf keine Ausscheidungsspiele absolvieren, aber mit Ruhm bekleckert hat sie sich nun wahrlich auch nicht. 1953 reichte es beim ersten Spiel gegen Norwegen nur zu einem dürftigen 1:1 - und man muss in der Liste der Länderspiele des vergangenen Jahres nicht lange suchen, um ähnlich peinliche Auftritte zu finden: Vielleicht das 2:2 gegen Russland im Juni. Oder die 2:0-Niederlage gegen die Slowakei im September? Oder die gegen die Türkei (2:1) im Oktober? Oder… aber lassen wir das. Und was die Kritiker angeht: Draufprügeln gehört doch zum guten Ton heutzutage. Mal einfach optimistisch sein und drauf vertrauen, dass wir wirklich was reißen können? Nicht in unserer Medienlandschaft.

Auch die damalige Nationalelf ging natürlich vor der WM ins Trainingslager. Gut, Malente ist nicht Sardinien, aber man kann nicht alles haben. Und wie wichtig es ist, auch mal den “seelischen Akku aufladen” zu können, wusste auch schon der gute alte Sepp Herberger und lud die Spieler nach Obertal im Schwarzwald ein. So falsch scheint da der Jürgen mit seiner ständigen guten Laune gar nicht zu liegen - scheint ja ein altbewährtes Rezept zu sein. Die Spieler damals machten alles, außer Fußball zu spielen. Sie spielten Minigolf, Tischtennis, gingen spazieren (damals gabs eben noch keine Playstation) und beschworen ansonsten den Teamgeist, der uns ja auch heute retten soll. (Und damit ist nicht der offizielle WM-Ball gemeint.)

Auch eine schwere Verletzung gibt es vor der WM 1954: Standardverteidiger Erich Retter erleidet eine schwere Meniskusverletzung und muss zu Hause bleiben. Unglücksvogel Sebastian Deisler wird das Gefühl nur allzu gut kennen.

Als die Saison 1953/54 zu Ende geht, geht es für Kaiserslautern um den Titelgewinn zur Deutschen Meisterschaft. Gespielt wurde gegen Hannover 96, das wider Erwarten gewann, und zwar sehr deutlich mit 5:1. Und 2005/06 - steigt Kaiserslautern ab, im direkten Duell gegen eine niedersächsische Mannschaft. Vielleicht ein bisschen weit hergeholt, aber man kann nicht alles haben.

Und sogar ein Torwartduell gab es damals, wenn auch wohl weit weniger beachtet als heute. Toni Turek, von Herbert Zimmermann als “Fußballgott” betitelt, spielte nicht von Beginn an bei der Weltmeisterschaft. Beim ersten Spiel gegen Ungarn bekam Heinrich Kwiatkowski von Borussia Dortmund mit 3:8 die Hütte voll und war das “prominenteste Opfer Herbergers”. Bis dahin galt er Turek als ebenbürtig. Na bitte - auch Jens Lehmann wäre in jedem anderen Land schon lange die Nummer Eins im Tor gewesen. Dummerweise hatten wir auch Oliver Kahn…

Und was steht heute in der Zeitung? Wo ist die Nationalelf nach ihrem Aufenthalt in Sardinien jetzt angekommen? In der Schweiz! Allerdings nicht in Bern, sondern in Genf, aber man kann eben nicht alles haben. Der Geist von Spiez weht sicher überall.

Und wir sind erst auf Seite 20! Aber ich lese weiter, versprochen.


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