Schwatz (rot) goldener Wahnsinn

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Was den augenblicklichen Zustand von Dortmund angeht, braucht es zur korrekten Beschreibung nur einen einzigen Satz: Die ganze Stadt ist bekloppt. Schwarz-gelber Wahnsinn herrschte hier ja schon immer, aber jetzt ist noch die Farbe rot dazwischengeraten. Aber nicht nur die, sondern alle Farben der Welt. Denn die ist hier wirklich zu Gast bei Freunden.*
Am Bahnhof allerdings ist die Welt zunächst mal Gast im Westfalenstadion. Wer in die Stadt will, muss zunächst durch einen „Tunnel“, in dem Geräusche aus dem Kabinengang eingespielt werden. Dahinter ertönen Fangesänge, Radiokommentare und eben alle Geräusche, die man auch aus dem Stadion kennt. Eingerahmt wird alles von riesigen Bildern der Südtribüne. Klingt irgendwie albern? Macht aber Gänsehaut.
Dortmund Bahnhof
Wer dann in den Westenhellweg einbiegt, erkennt Dortmund nicht wieder. Flaggen, Fahnen, Trikots, Gesänge – der totale Fußball-Overkill. An einer Ecke stimmt eine Gruppe Fans „Schwarz und weiß“ an, aus einer ganz anderen Ecke stimmt die nächste Gruppe ein. Anschließend geht’s zusammen an die nächste Bierbude.

Dortmund Innenstadt

Auf dem Friedensplatz müssen sich ein paar Polen ein herzhaftes „Ihr könnt nach Hause fahr’n“ anhören, lachen aber nur drüber. Gucken aber auch schon ein wenig glasig.
An der Bierbude muss ich ein paar Jungs aus Hamburg erklären, wie der Westfale so tickt. Sorry, liebe Landsleute, ich fürchte, die Nordlichter halten uns jetzt für noch durchgeknallter als vorher. Warum die Hamburger aber auf jede Frage nach einer Entfernung von den Westfalen immer die Antwort „Zehn Minuten“ (egal, ob das Ziel 100 Meter oder zwei Kilometer entfernt ist) bekamen, kann ich leider auch nicht sagen. Weiß das jemand?
Auf der Videoleinwand am Friedensplatz werden sämtliche Spiele gezeigt, und auch wenn Saudi Arabien gegen Tunesien spielt, Ist die Stimmung super. Egal, wer spielt und ob man da einen von kennt – Hauptsache, der Ball rollt.
Abpfiff
Aber erstmal zurück auf den Westenhellweg, an einer Bierkrug-Bude (!) rasch Übersetzungarbeit leisten. Der junge Mann mit dem Lexikon sucht was typisch deutsches. Da ist er natürlich an einer Bierkrug-Bude nicht ganz falsch. „Da is hier alles typisch deutsch“, erklärt dann auch der Herr der Krüge, ein leicht knörriger Glatzkopf. Inklusive der herzlichen westfälischen Art.
Am Stand der DJK-Jugend vor der Reinoldikirche steht ein Kicker-Tisch mit schwarz-gelben und blau-weißen Männchen – für letztere hat der geistliche Beirat gesorgt, der Schalker ist. Egal, solche muss es ja auch geben.
Vor dem BVB-Fanshop stehen ein paar Engländer, die sich offenbar grad mit schwarz-gelben Devotionalien eingedeckt haben. So ists recht.
Erwähnte ich, dass die Stadt bekloppt ist? Von der Innenstadt bis zum Stadion gibt es einen roten Teppich, den wir auch entlang laufen. Die Chance kriegt man ja so schnell nicht wieder. Die Geschäfte in der Hohe Straße haben sich extra Mühe gegeben, und so braucht man, wenn man alle Schaufenster sehen will, für die etwas mehr als zwei Kilometer fast zwei Stunden. Am Stadion schlägt mein schwarz-gelbes Herz höher, als ich sehe, dass sich der Tempel ohne diesen albernen Schriftzug präsentiert, der da montiert war, weil meine Jungs jung sind und das Geld brauchen. Aber für die Dauer der WM heißt es nur noch Fifa-WM-Stadion Dortmund. Ist mir recht.
Stadion
Tickets gibt’s natürlich keine mehr, aber einen Versuch wars wert. Zurück in die Stadt mit der U-Bahn, wo zwei Asiaten einen „Where to go“-Führer der Fifa wälzen. Einer der Jungs trägt ein BVB-Trikot. Jawoll!
Der Friedensplatz ist grad in schwedischer Hand. Ein sehr umgängliches Volk. Die Mannschaft spielt sich Stuss zusammen, aber die Schweden lachen, singen und liegen sich trotzdem in den Armen. Und soviel Optimismus wird denn ja auch noch mit einem Tor belohnt.
Schweden
Falls ich es noch nicht erwähnt habe: Die Stadt ist bekloppt. Alle sind komplett durchgedreht. Ich will hier nicht wieder weg.

*Und um Euch gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Ich war nicht betrunken, als ich diesen Beitrag geschrieben hab. Nur total berauscht.

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Bandenwärpunk


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